THOMAS BERNHARD — Holzfällen – Eine Erregung

 

Katharina Schütz liest

HOLZFÄLLEN —- Eine Erregung

ihr Lieblingsbuch des großartigen Schriftstellers Thomas Bernhard (1931 – 1989), den 320-Seiten-Roman „Holzfällen“ in einer stark gekürzten Fassung und aus „Meine Preise“.

„Während alle auf den Schauspieler warteten, der ihnen versprochen hatte, nach der Aufführung der Wildente gegen halbzwölf zu ihrem Abendessen in die Gentzgasse zu kommen, beobachtete ich die Eheleute Auersberger genau von jenem Ohrensessel aus, in welchem ich in den frühen Fünfzigerjahren beinahe täglich gesessen war und dachte, daß es ein gravierender Fehler gewesen ist, die Einladung der Auersberger anzunehmen….“ © Suhrkamp

Gleich nach der Veröffentlichung erwirkten der Komponist Gerhard Lampersberg und seine Frau, die Sängerin Maja Lampersberg, eine einstweilige Verfügung des Wiener Landgerichts. Vom 31. August 1984 an durfte das Buch in Österreich nicht mehr verkauft werden. Das Ehepaar klagte, es handele sich bei „Holzfällen“ um einen Schlüsselroman, und mit den „Auersbergers“ seien sie gemeint. Im Februar 1985 wurde die Klage zurückgezogen.

Bernhard’sche Prosa vorgetragen zu hören, hat gegenüber der stillen, privaten Lektüre den Vorteil, dass sich die aus der eigenwilligen Rhythmik der Sprache entwickelnde Musikalität unverkennbar zum Ausdruck kommt. Es ist das Bernhard’sche Nicht-zu-Ende-kommen-Wollen, das absatzlose Reden des Ich-Erzählers, das den Zuhörer wie bei einem Musikstück unweigerlich in seinen Bann schlägt. Trotz der rücksichtslosen Selbstkritik und der unerbittlichen Wahrheitsfindung wirkt der kunstvolle Roman nicht düster, sondern komisch.

 

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