ANNE CARSON____ die große kanadische Dichterin___Audio

Katharina Schütz liest

Anne Carson, geboren 1950 in Toronto, unterrichtet heute in Michigan klassische griechische und römische Literatur. In Kanada und den USA wird sie gefeiert als eine der wichtigsten Stimmen der Lyrikszene – sie hat u.a. den Pushcart Prize, den T.S. Eliot Prize, die MacArthur Fellowship und die Guggenheim Fellowship erhalten.

Ihr Spezialgebiet ist Homer und die archaische Dichtkunst. Ihre Gedichte erzählen Romane: so der „Versuch über das Glas„, dessen epische Verse in ebenso kraftvollen wie zarten Bildern das Ende einer Liebesbeziehung schildern. Spannend und überraschend ist Anne Carsons Verschränkung von moderner und antiker Poesie.

„Ich möchte nicht mit dir schlafen, sagte er. Verrückt das Ganze.
Aber nun schaute er mich an.
Gut, sagte ich und begann meine Kleider abzulegen.

Verrückt das Ganze. Als ich nackt war,
drehte ich ihm den Rücken zu, weil er Rücken mag.
Er wurde heiß.

Alles was ich über die Liebe und ihre Nöte weiß,
lernte ich in diesem Augenblick,
als ich mich sah,

wie ich meinen kleinen brennend roten Hintern wie ein Pavian einem Mann
entgegendrängte, der mich nicht mehr begehrte.
Es gab keine Stelle in meinem Verstand, die nicht

entsetzt gewesen wäre über diesen Vorgang, keine Stelle meines Körpers,
die anders gekonnt hätte.
Aber von Körper und Geist zu rede weicht dem Sachverhalt aus.“ ©Piper

Ich                Sie            Drei             Obachter                  Rings um mich verwandeln           Das letzte Mal dass ich Law sah

Über diese Seele habe ich die ganze Nacht gewacht               Küche              Freiheit               Held                Er

 

Witzig, lehrreich und provokativ ist ihr Essay „das Geschlecht des Klanges„, der uns vorführt, wie wir Menschen nach ihrer Stimme beurteilen und wie Männer die Abwertung der Frau und ihrer Geistigkeit durch Diskriminierung weiblicher Stimmen bis heute begründen und aufrecht erhalten. Für die griechische Polis galt die hohe weibliche Stimme als hässlich, geradezu obszön. Männlich, gleich bedeutend für „gut“ war nur, wer sich beherrschen, seine Gefühle im Zaum halten konnte.

„Weibliche Laute sind schlimm anzuhören, zum einen, weil der Klang der weiblichen Stimme unangenehm ist, und zum anderen, weil die Frau ihre Stimme dazu benutzt, Dinge zu sagen, die nicht ausgesprochen werden sollten.“ ©Piper Verlag

Der Essay endet mit der Frage, ob es eine andere Vorstellung von Tugend geben könnte, als die Selbstbeherrschung

„….oder sogar etwas anderes, was das Wesen des Menschen ausmacht, als das Selbst.“©Piper

 

In den meisten Fällen beurteilen               die verbale Beherrschtheit              weibliche Laute sind schlimm anzuhören

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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