Katharina Schütz liest
die Zerbrechlichkeit von Lebensentwürfen
Die dänische Schriftstellerin Naja Marie Aidtbeschäftigt sich in ihrem Kurzgeschichtenband „Süßigkeiten”, der mit dem Preis des Nordischen Rates ausgezeichnet wurde, mit Beziehungsgefügen, die von Unsicherheit, Ängsten, Lust und Einsamkeit geprägt sind. Oft verwandelt sich dabei eine belanglose Angelegenheit in eine Katastrophe. Die Eindrücke, die Aidts reduzierte, nüchterne Beobachtungen beim Leser hinterlassen, sind folglich alles andere als süß und zuckrig.
„Wir arbeiteten uns durch den langen Einkaufszettel und landeten schließlich am Regal mit den Süßigkeiten. Wir suchten uns zwei Beutel Bunte Mischung aus. Du legtest sie in den großen geflochtenen Einkaufskorb, den deine Mutter auf Bali gekauft hatte. Wir nahmen auch einen Schokoladenriegel, packten ihn aus und brachen ihn in zwei Teile. Fast heißhungrig schlangen wir die süße, klebrige Masse hinunter. Dann gingen wir zur Kasse und legten die Waren aufs Band…“
aus „Bunte Mischung“ © Sammlung Luchterhand